National Workaholics Day
Endlich. Er hatte seine Lehre mit Bravour bestanden und wurde von seinem Ausbildungsbetrieb übernommen. Jetzt hieß es arbeiten, arbeiten und noch mehr arbeiten. Er wollte sich profilieren und die Karriereleiter steil erklimmen. Am Anfang nahm er sich noch Zeit für seine Familie und fuhr gerne und relativ oft in den Urlaub.
Doch mit der Zeit reichte der geplante Arbeitstag nicht mehr aus und mehr und immer mehr Überstunden entstanden. In jeder freien Minute musste er irgendetwas tun. Mit dem Auto fuhr er nur noch zum Bahnhof und dann mit dem Zug zur Arbeit. In der Bahn konnte er bereits mit seiner Arbeit beginnen. Mails checken, ging zum Glück auch unterwegs. Mit seiner Freundin hatte er seit einiger Zeit immer mehr Stress, was mittlerweile meistens in einem handfesten Streit endete. Letztens hatte sie ihm sogar gesagt, dass sie gehen werde und ihn mit seiner ständigen Arbeit allein lassen wolle. Die Kinder nähme sie mit und er solle endlich einmal zum Arzt gehen, er sei arbeitssüchtig, ein Workaholic. So ein Blödsinn. Auch seine Kollegen guckten ihn mittlerweile komisch an und meinten er solle sich mehr Freizeit gönnen. Aber er tat dies doch alles nur, um seiner Familie ein schönes Leben zu ermöglichen. In jeder freien Minute arbeitete er für den Erfolg, inzwischen auch auf dem Weg zum Bahnhof. Die rote Ampel und das heranrasende Auto übersah er dabei.
Ein Workaholic ist ein Mensch, der sich von seiner Arbeit nicht trennen kann, es geht ihm wie einem Alkoholsüchtigen, der eine immer höhere Dosis benötigt. Nicht nur Familie und Freunde stehen dem Süchtigen immer mehr im Weg, sondern er empfindet „Freizeit“ sogar als Bedrohung. Leider wird Arbeitssucht (inzwischen eine anerkannte Krankheit), erst sehr spät oder gar nicht erkannt. Schließlich ist in unserer Arbeitswelt der unbedingte Karrierewunsch üblich und damit verbunden sind selbstverständlich unbezahlte Überstunden, Wochenendarbeit und Erreichbarkeit im Urlaub.
Anzeichen für eine Erkrankung sind beispielsweise häufige Fehlentscheidungen und krankheitsbedingte Ausfälle mit zum Teil tödlichem Verlauf. Da viele Workaholics selbst Unternehmer sind oder bei einem Firma auf der Basis von „leistungsorientierter Honorierung“ beschäftigt sind, sind Leistungseinbußen gleichfalls eine Folge der Erkrankung. Gründe für Arbeitssucht können, neben der bereits erwähnten Arbeitswelt, Flucht vor Problemen privater Natur, ein übermäßiger Wunsch nach Anerkennung, fehlendes Selbstbewusstsein oder Angst vorm Versagen sein.
Betroffenen kann geholfen werden, doch diese müssen aber, wie bei allen Suchtproblemen, die Abhängigkeit überhaupt bekämpfen wollen.
Ein Aktionstag, der Workaholic-Day, soll Betroffenen helfen. An diesem Tag soll man Arbeitstiere unterstützen oder einfach mal zur Erholung an die frische Luft schicken. Natürlich ohne technische Geräte. Wann dieser Aktionstag ist oder wer ihn ins Leben gerufen hat, ist unklar.