Julfest
Das Julfest war ein altgermanisch-keltisches Fest zur Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember. An diesem Tag wurde die Rückkehr von Sonne und Licht ausgiebig und vermutlich wild gefeiert. Das alte Julfest wurde zu Ehren des Hauptgottes Odin abgehalten. Später ist das Julfest mit dem christlichen Weihnachtsfest verschmolzen.
Neue Hoffnung in dunkler Zeit
Die Wintersonnenwende und die folgenden Rauhnächte galten für die germanischen und keltischen Völker in vorchristlicher Zeit als magischer Wendepunkt und Neubeginn. Wann genau das Julfest entstand, ist nicht gesichert. Für die Nordgermanen spielte das Licht und seine Wiederkehr eine bedeutende Rolle. Die dunkle Jahreszeit hatte hier bereits Ende Oktober eingesetzt. Der harte und kalte Winter war eine Zeit der Entbehrungen, die es zu überleben galt. Antike Geschichtsschreiber berichteten von großen Festessen und Spielen der Germanen in der Winterzeit. Aus dem 6. Jahrhundert gibt es die Kunde, dass die Menschen des Nordens Boten auf ihre höchsten Berge schickten, um nach der Sonne Ausschau zu halten. Zur Wiederkehr der Sonne sollen Feuer entzündet worden sein. Brennende Räder wurden symbolisch ins Tal hinab gerollt. Vermutlich brachte man zum Jul Tieropfer dar und der Alkohol floss in Strömen. Die Feierlichkeiten fanden an besonderen Kultplätzen statt. Als wichtige Kultstätte für das Julfest in Deutschland werden die Externsteine angesehen.
Bräuche und Riten zum Jul
Einige, weniger blutige Bräuche und Riten zum Julfest sind vor allem in Skandinavien bis heute verbreitet. Am bekanntesten ist der Julbock, eine Bocksgestalt aus Stroh, die mit den Ziegenböcken Odins in Verbindung gebracht wird. In den Zeiten vor der Christianisierung glaubten die Menschen, dass dämonische Ziegenböcke in ihre Häuser eindrangen. Außerdem galt der Ziegenbock als Fruchtbarkeitssymbol und er brachte den Kindern die Geschenke. Um die bösen Geister zu vertreiben, verkleideten sich dereinst junge Männer als Ziegenböcke und erschreckten die Menschen. Launig geht es heutzutage beim Julklapp zu. Dabei wird ein mehrfach verpacktes Scherzgeschenk mit dem Ruf „Julklapp“ ins Zimmer geworfen. Der Julblock hingegen ist ein großer Holzklotz, der entzündet wird und so ein wenig an die Julfeuer der Ahnen erinnert. Der fränkische Kaiser Karl der Große, der das Christentum in Europa mit dem Schwert verbreitete, verbot im Jahr 800 das heidnische Julfest bei Todesstrafe und ersetzte es durch das christliche Weihnachtsfest. Das Julfest lies sich jedoch nicht so ohne weiteres ausrotten, ebenso wenig wie die Riten und Bräuche, die mit den auf das Julfest folgenden Rauhnächten einhergingen.
Die mystischen Rauhnächte
Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Die Rauhnächte sind daher mit dem Brauch verknüpft, die dunklen Dämonen des Winters zu vertreiben. Der Begriff leitet sich von „rau“ ab, was in alter Bedeutung soviel wie „haarig“ und „ungezähmt“ heißt. Die im Volksglauben von Spuk erfüllten Rauhnächte spielen damit auf behaarte Dämonen an, die ihr Unwesen treiben. Die Rauhnächte waren im keltisch-germanischen Kulturkreis die 12 oder 13 Nächte, die auf das Julfest folgten. Man verband die Rauhnächte sowohl mit dem Tod als auch mit Geburt und Neubeginn. In der Zeit der Rauhnächte waren viele Märchen und Mythen angesiedelt. Frau Holle etwa, die das Gute belohnt und das Böse bestraft, wird mit der nordischen Totengöttin Hel in Verbindung gebracht. Auch Odins wilde Jagd soll in den Rauhnächten stattgefunden haben. In den Rauhnächten verkleideten sich die Menschen als Pelzer oder Perchten und trieben ihren Spuk. Bis heute wird in manchen Regionen an diesem Brauch festgehalten. Nachdem der Winter und das alte Jahr auf diese Weise ausgetrieben wurden, gelangte das Licht nun endgültig zum Durchbruch.