Tag des Nichts
16. Januar, Aktionstag des NICHTS.
Dem höheren Sinn der Null und dem süßen Nichtstun zu Ehren
Um die Null als nahezu magische Zahl ranken sich nicht nur in der Mathematik spannende Gedankengänge. Für viele symbolisiert das eiförmige Gebilde die reinste Form des Nichts als Universum ohne Anfang und Ende, als Zusammenfluss von Zeit und Raum im Jetzt. Ist die Null eine Zahl oder eine Nicht-Zahl, hat sie einen Wert und wenn ja, welchen? Ist sie das Nichts oder das genaue Gegenteil davon, nämlich der absolute Sinn? Die Mathematik bietet dafür eine so simple wie verblüffend geniale Lösung: Die mathematische Null ist weder positiv noch negativ, steht für das Nichts als Summe aller Zahlen und gleichzeitig deren Aufhebung. Daher verkörpert die Null neutrale Leere und Abwesenheit von jeder Wertigkeit ohne dabei wertlos zu sein. So gesehen, wäre die von Dummköpfen als Beleidigung gemeinte Zuordnung „Du bist eine Null!“ eigentlich eine Ehre. Mathematisch und philosophisch betrachtet, drückt die Null das Nichts in seiner höchsten und reinsten Vollendung aus. Einen Gedenktag bzw. einen Aktionstag hat diese geniale Zahl und Nicht-Zahl in einem zu Recht verdient.
Wer hat den Tag erfunden? Ausgerechnet ein Amerikaner!
Der Wert der Null und des Nichts wird viel zu wenig gewürdigt, dachte sich auch der US-amerikanische Kolumnist Harold Pullman Coffin, als er Anfang der 1970er Jahre seinen für Umtriebigkeit berühmten Landsleuten riet: „Haltet wenigstens für einen Tag im Jahr einfach mal inne, entspannt euch, macht den Kopf frei, vergesst das Hasten und Rasen und ergebt euch dem Nichtstun!“ Der Aktionstag war geboren.
Vom buddhistischen Nirwana bis zum Dolcefarniente der Italiener
Das Nichts hat große Geister und Sinnsucher, Philosophen und Künstler immer schon fasziniert. So schrieb der russische Schriftsteller Iwan Gontscharow mit seinem Roman Oblomow über einen großen Helden der gepflegten Faulheit einen Weltbestseller. Und setzte dem süßen Nichtstun in Gestalt von Mittagsschlaf und Nickerchen ein würdiges Denkmal. Warum ist das Nichts eigentlich heute bei uns so verpönt und ein wenig ins Hintertreffen geraten, wird mit Faulheit und Schlaffheit, Sinnlosigkeit und vertaner Zeit gleichgesetzt? Hat nicht der häufig zu hörende Sinnspruch „Wer rastet, der rostet“ in der westlichen Zivilisation einen viel zu hohen Stellenwert? Im Buddhismus hat das Nichts als Nirwana eine völlig andere, hoch geachtete und erstrebenswerte Bedeutung. Für Buddhisten bezeichnet dieses Nichts eines Nichts als höchste Potenz der Null jenseits von Gut und Böse den absoluten Idealzustand. Aber auch wer sich mit östlicher Philosophie nur am Rande beschäftigt, weiß dem süßen Nichtstun einen höheren Wert abzugewinnen: Am Meer zu sitzen, nichts zu denken und der langsam versinkenden Sonne zuzuschauen, das lieben wir alle. Dieses gehaltvolle Nichtstun bringt uns dem Kern unserer Existenz vielleicht am nächsten.
Und wer es leichter und nicht so gedankenschwer mag: Mach es wie die Italiener, setz dich in die Sonne ins Eiscafé, genieße ein Gelato, das Dolcefarniente und das Nichts!