Welttag der Zeitschriften
Rund 75 Prozent der Menschen aus westeuropäischen Ländern lesen Zeitung und geben dafür rund 28 Milliarden Euro pro Jahr aus – so die Zahlen eines auf englische Druckereierzeugnisse spezialisierten Magazins. Es verwundert daher kaum, dass ein sogenannter Welttag der Zeitschrift existiert, ein Aktionstag, der am 26.11. begangen wird und an dem man dem beliebten Medium alle Ehre erweist.
Definiert ist die Zeitschrift in erster Linie durch ihr Erscheinen als Periodikum in regelmäßigen Abständen – wöchentlich, 14-tägig oder monatlich.
Heute existieren alleine in Deutschland etwa 1.600 Publikumszeitschriften (Hauptgattung der Presse mit gesellschaftskritischen oder populären bzw. für das öffentliche Interesse relevanten Inhalten), die Verlage beschäftigen insgesamt mehr als 60.000 Mitarbeiter, darunter Reporter, Fotografen, Layouter und andere.
Trotz sinkender Auflagen, was größtenteils auf einen vermehrten Konsum der Inhalte durch das Internet zurückzuführen ist, planen die Unternehmen neue Zeitschriften, überwiegend Magazine, herauszubringen. Denn weiterhin machen die Printversionen mit ca. 64 Prozent den Hauptteil des Umsatzes aus, es folgen sonstige Geschäfte mit 20 Prozent und die virtuellen Artikel, Reportagen und Interviews mit 16 Prozent (Quelle: FAZ).
Historie der Zeitschrift vom Druckerzeugnis bis hin zum digitalen Produkt der Gegenwart
Die Ursprünge der Zeitschrift sind im 14. Jahrhundert zu finden, als mittels Kaufmannsbriefen private, politische und geschäftliche Nachrichten innerhalb einer Stadt verbreitet sowie wissenschaftliche Erkenntnisse von Gelehrten zu Gelehrten transportiert wurden. Ab dem Jahr 1445 ermöglichte der Buchdruck mit beweglichen Lettern, eine Erfindung von Johannes Gutenberg aus Mainz, die Massenverbreitung von diversen Presseerzeugnissen.
Im Jahr 1597 entstand schließlich, neben der zu dieser Zeit immer noch gängigen Neuigkeiten- oder Nachrichtenverbreitung mittels Flugblättern, die „erste deutschsprachige Zeitschrift“ – es handelt sich dabei um das Periodikum „Rohrschacher Monatsschrift“ aus der Schweiz. Es folgten Druckwerke in Paris und London, die gleichfalls nicht mehr in Latein, der Sprache der Gebildeten, sondern bereits in der jeweiligen Landessprache verfasst, veröffentlicht und so für jedermann konsumierbar wurden. In Deutschland gelten die ab 1688 in deutscher Sprache erschienenen „Monatsgespräche“ von Christian Thomasius als erste öffentlichkeitswirksame Zeitschriften.
Doch tatsächlich ist die Zeitschrift erst seit dem Jahr 1704, als Daniel Defoe in England nach einem Gefängnisaufenthalt das erste relevante Periodikum namens „Review“ gründete, aus dem Leben aufgeklärter Menschen nicht mehr wegzudenken. Der spätere Schriftsteller und Verfasser unter anderem des Abenteuerromans „Robinson Crusoe“, brachte sein kleines, eng bedrucktes Machwerk drei Mal pro Woche heraus. Er etablierte sich damit noch lange vor seiner Karriere als Autor als ernstzunehmender wirtschaftspolitischer Journalist.
Bald danach wurden weitere Zeitungen mit ersten Fotointerviews und Enthüllungsgeschichten publiziert, die das Denken beeinflussten und den Lebensstil der Menschen zu formen begannen.
Im 18. Jahrhundert etablierten sich die auf Papier gedruckten Neuigkeiten vor allem im Zuge der Aufklärungsbewegung zum einflussreichen Medium, das die öffentliche Meinung mitgeprägt und das Leben der Menschen in umfangreichem Ausmaß mitgestaltet hat.
Der Begriff „Zeitschrift“ war im deutschsprachigen Raum hingegen bereits um 1750 geläufig, als er die englische bzw. französische Bezeichnung „Journal“ ablöste. Seit damals gründeten sich jährlich stets mehrere Verlage, die in das Geschäft einstiegen, während andere wieder in Konkurs gingen. Dank der Bibliographien einiger deutscher Bibliothekare besteht Klarheit darüber, dass in jener Zeit, also im 18. Jahrhundert, mehrere Tausend Zeitschriften kursierten.
Ebenso begann in dieser Ära die thematische Spezialisierung. Aus den Redaktionen juristischer, historischer, medizinischer und theologischer Journale entwickelte sich die Gattung Fachzeitschrift, gleichzeitig wurde die Frauenzeitschrift erfunden. Im 19. Jahrhundert haben die Verlage erstmals Illustrierte drucken lassen.
In etwa seit der Jahrtausendwende kommen mit der Ausbreitung der sogenannten „Neuen Medien“ stetig neue Unternehmen hinzu, die auf digitalem bzw. virtuellem Weg Nachrichten „durch den Äther“ in die Welt zu den Lesern transportieren – via Internet oder Apps mit Messenger-Diensten, abrufbar auf dem PC, Tablet oder Smartphone. Einige der elektronischen Zeitschriften sind gratis abrufbar, andere werden – ebenso wie ihre auf Papier gedruckten Vorläufer – einzeln wie auch im Abonnement verkauft.
Noch ein wenig mehr Statistik
- Die Gesamtauflage aller Publikumszeitschriften, die in Deutschland von offizieller Stelle aus erfasst werden, beträgt pro Ausgabe ca. 125 Millionen Stück.
- Es gibt etwa 1.700 verschiedene Fachzeitschriften mit einer Gesamtauflage von rund 16 Millionen Exemplaren.
- Von den Publikumszeitschriften werden etwa 45 Prozent im Abonnement vertrieben, bei den Fachzeitschriften sind es hingegen 90 Prozent.
- Reit statistisch hat jeder deutsche Bürger ab dem Schuleintritt mit sechs Jahren 2005 bereits 34 Zeitschriften erworben.
- Im Jahr 2015 hat jeder Deutsche im Schnitt acht Zeitschriften gelesen.
- Im Hinblick auf die interessante historische Entwicklung und den beeindruckenden Zahlen ist es also nur allzu verständlich, dass dieser Welttag der Zeitschrift, ein Aktionstag, der am 26.11. begangen wird, existiert.